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Cookie-Banner sind doch was Feines.

Ja, zugegeben, sie sind nervig. Rund um den 1. Dezember 2021 poppten sie wieder besonders häufig auf. Ich rede von den sog. Cookie-Bannern, diesen nervigen Website-Popups, bei denen ich in erster Linie dem abfeuern von Werbeanzeigen zustimmen soll. 

Ich denke, den meisten von euch geht's wie mir, entweder man lehnt alles ab oder man stimmt allem zu. Denn eigentlich will man doch nur die Nachrichten lesen oder was auch immer tun. Die wenigstens Menschen haben wohl die Muße dazu, sich tatsächlich eingehend mit den Cookie-Bannern zu beschäftigen.

Dabei führen uns die Cookie-Banner vor allem eine Sache vor Augen, auf der jeweiligen Website werden unsere Bewegungen nachverfolgt. Im besten Fall möchte der Betreiber der Website, die Inhalte nutzerfreundlicher optimieren. In den meisten Fällen geht es aber darum möglichst optimal Anzeigenwerbung, für Produkte und Dienstleistungen, Dritter zu platzieren. 

Das Telekommunikation-Telemedien-Datenschutz-Gesetz kurz TTDSG hat den Zweck, uns Website-Nutzer davor zu schützen, dass ohne unsere Zustimmung unsere Bewegungsdaten an Dritte weitergegeben werden. Genau deshalb gibt's die Cookie-Banner und das ist eben das Feine daran. 

Noch feiner finde ich allerdings, dass es, meiner Meinung nach, auch ein Aufruf an die Marketer dieser Welt ist, sich neuen Formen der Online-Vermarktung zuzuwenden. Experten gehen davon aus, dass wir pro Tag mit 10.000 - 13.000 Werbebotschaften pro Tag konfrontiert werden. Die Werbeblindheit aber schon bei 3.000 - 5.000 Werbebotschaften pro Tag einsetzt. (1) Ehrlicherweise ist mir persönlich selbst das zu viel.

Glaubt ihr nicht? Versucht mal an einem beliebigen Tag in der Woche alle Werbebotschaften zu zählen die euch so begegnen. Dazu gehören Markenlogos auf Shirts, Brauereiwerbung am Restauranteingang genauso wie Werbeanzeigen im Internet und sonst wo. 

Zeit ist ein kostbares Gut und ich möchte sie nicht mit der Aufmerksamkeit für Werbung von Dingen verschwenden, die ich gar nicht brauche bzw. die mich nicht mal interessieren. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir die Werbung eines Premium-Kleinwagen-Herstellers. Die Anzeige legte sich über den gesamten, freien Bereich meines Lieblings-Nachrichtenportals und ein neuer Kleinwagen raste durch die Straßen. Es war unmöglich sich aufs Lesen zu konzentrieren, solange das Video lief. Wertvolle Zeit meines Lebens wurde verschwendet und der verantwortliche Marketer hat seinem Label eher einen Bärendienst erwiesen. 

Klar, es ist wichtig für das besagte Nachrichtenportal Geld zu verdienen, qualitativ hochwertiger Journalismus kostet Geld. Das Mittel der Wahl dafür ist seit Jahren der Verkauf von Werbeplätzen auf der Website oder auch im Printmedium. Für die Zeitungsverlage ist das eine der Haupteinnahmequellen. Es wird aber Zeit, dass sich die Verlage andere Einnahmequellen erschließen. Für Marketer ist die Zeit gekommen zu realisieren, dass diese Art der Werbung überholt ist.

Spätestens das neue TTDSG sollte Marketer zum Umdenken bewegen. Die Zukunft braucht neue gezielte Marketingmaßnahmen. Heute wird Werbung, wie mit der Schrotflinte, einmal grob in den Markt geschossen, in der Hoffnung, dass schon irgendwo etwas hängen bleibt. Die erwähnten Zahlen weiter oben zeigen, dass das ein frommer Wunsch ist.

Ein Lösungsansatz kann sich zum Beispiel mit Maßnahmen aus dem Permission Marketing finden. Also, der expliziten Zustimmung zu Marketingmaßnahmen. Nein, das ist nicht der Cookie-Banner auf der Website. Es sind Werbemaßnahmen denen ich als Konsument bewusst zugestimmt habe, z.B. weil mich die Produkte des Werbetreibenden interessieren. 

Ein guter Weg, können Mehrwerte sein, die Werbetreibende bieten, damit Konsumenten sich bewusst für Werbung eines Anbieters entscheiden. Etwa ein kostenloses Probepaket eines Kaffeeversenders, wenn ich mich beim Newsletter anmelde. Auch Mehrwerte für authentifizierte Besucher einer Webseite sind eine Möglichkeit. 

Die Erklärung in Wikipedia zu Permission Marketing finde ich übrigens irreführend, weil dort personalisierte Werbung in sozialen Netzwerken und Email-Konten aufgeführt wird. Personalisiert heißt aber nicht, dass Nutzer explizit Werbung zugestimmt haben.

Ja, wird sich jetzt der ein oder andere Marketer denken, aber was, wenn die Konsumenten noch gar nicht wissen, dass sie mein tolles Produkt brauchen. Nun ja, jeder Mensch hat nur eine begrenzte Aufmerksamkeit und die widmen die meisten Menschen nun einmal den Dingen die sie brauchen. Die Chancen sinken in jedem Jahr, dass jemand auf die tolle neue Anzeige aufmerksam wird. Marketer sollten auch bedenken, dass Aufmerksamkeit nicht zwingend positiv ist. Welche Werbetreibenden wollen schon negativ auffallen.

Die Marketing-Budgets der Unternehmen sind besser investiert, wenn das Geld in Maßnahmen fließt, die auch bewusst und positiv wahrgenommen werden. Kunden zu erreichen und den sog. Lead zu generieren wird komplexer. Marketingmaßnahmen müssen in Zukunft gezielter geplant und umgesetzt werden. 

Als Marketer und Werbetreibende fragt euch, was will ich eigentlich mit meiner Maßnahme erreichen und nehmt euch die passenden Werkzeuge dafür zur Hand. Die Schrotflinte könnt ihr ins Altmetall geben. An der Anzeigenwerbung verdienen hauptsächlich die anderen.

Quellen:

(1) WiWo online

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